Schnell kann’s gehen. Im Juni des vergangenen Jahres ergab
sich eine unfreiwillige Feindberührung mit einem Autofahrerkollegen, eine
Kleinigkeit, die wie so oft hohe Wellen schlägt.
Es war eine baustellenbedingte Strassenverengung von 2 Spuren auf eine, Herr W. auf der
rechten, will blinkend einfädeln, der
Kollege auf der linken Spur lässt dies nicht zu, unser Auto wird beschädigt.
Kurz und gut, die Männer steigen aus den Autos, mein Mann
schlägt vor, in die ruhigere Nebenstrasse zum Austausch der Daten zu fahren,
wir fahren vor, bleiben rechts stehen, unser Kontrahent fährt an uns vorbei,
gefolgt von einem weiteren Lieferauto, steigt nochmals aus, macht von uns ein
Handyfoto und verschwindet in den Gassen von Favoriten.
Es blieb uns nichts anderes übrig als zum nächsten
Wachzimmer zu fahren und die Angelegenheit zur Anzeige zu bringen, die
Autonummer und ein Foto des gegnerischen Fahrzeuges von hinten haben wir.
Nun beginnt eine unendliche und vor allem nervende Geschichte.
Anzeige. Schadensmeldung bei der Versicherung. Der Gegner behauptet, nie dort
gewesen zu sein. Sein Fahrzeug hätte ausserdem einen Anhänger gehabt.
Der Schaden wird vorerst auf unsere Kosten behoben, der
Gegner muss geklagt werden. Rechtsschutzversicherung erledigt dies.
Laufereien beginnen. Anwalt, Sachverständiger.
Endlich, Gerichtstermin.
Kläger: mein Mann
Beklagter: der Fahrer des Lieferfahrzeuges
Zeugen: Gattinnen von Kläger und Beklagtem
Das hatten wir noch nie.
Verhandlungstermin Justizzentrum Wien Mitte.
Nächtelang hat uns die Angelegenheit mittlerweile verfolgt.
Dann ist es soweit, wir erwarten eine Lösung und Erlösung
von einer unangenehmen Sache. Wir salutieren pünktlich beim Gericht auf –
Metallgegenstände sind abzugeben, Jacke öffnen, Arme wegstrecken, abtasten –
keine Waffen, ok, man darf durch die Schleuse.
Das Justizzentrum ist ein hochmodernes Gebäude, wir finden unser Verhandlungszimmer leicht.
Der Herr Rechtsanwalt ist auch schon da.
Ich denke: ob ich den Gegner überhaupt erkenne? Nur einen
kurzen Augenblick gesehen, wie muss dass erst bei Schwerverbrechern sein, die
man identifizieren soll?
Als er erscheint, erinnere ich mich aber sofort.
Unsere Verhandlung beginnt verspätet, es ist der Tag des starken Schneefalls in Wien, verkehrsbedingt gibt es Verzögerungen.
Dann wird – wie im Kino – aufgerufen: G gegen H
Ich marschiere gleich mit hinein, werde vom Herrn Anwalt
aufgeklärt, dass ich Zeuge sei, warten, bis Aufruf erfolgt. Nach mehr als einer
Stunde werde ich zur ersten Zeugeneinvernahme meines Lebens aufgerufen.
Richterin, sympatisch, Sachverständiger, Unsympatler und
noch eine Person sitzen auf einer Seite, das Volk auf der anderen.
Vor den Richtertisch steht ein Sessel, auf dem ich Platz
nehmen darf. Ich werde – wieder wie im Film-
auf die Wahrheitspflicht als Zeugin
aufmerksam gemacht. Personalien werden aufgenommen. Der Sachverständige legt mir Fotos vom
Unfallort vor und einen gezeichneten Plan von der Unfallstelle.
Mit Spielzeugautos werde ich aufgefordert, die Situation des
Zusammenstosses zu zeigen und meine
Wahrnehmungen zu schildern. Der Sachverständige stellt Fragen, die ich (nach
einem halben Jahr) gar nicht beantworten kann, wie schnell ist ihr Mann gefahren,
haben Sie gesehen, dass er links geblinkt hat oder nur das Geräusch gehört, bei
welcher Entfernung von der Mauer ist ihr Mann nach Links abgebogen, wie schnell
sind die anderen Autos gefahren, wie
dicht war der Verkehr.
Die Richterin protokolliert meine Aussage gleich in ein
Diktiergerät. Benötigen Sie Fahrtkostenersatz, danke, Sie dürfen gehen.
Auf dem Gang höre ich, wie die Gattin des Beklagten
aufgerufen wird. Sie ist nach zwei Minuten wieder heraussen.
Kurz danach ist die
Verhandlung beendet.
Ich erfahre, dass die Beklagte Partei angab, es sei gar
nicht zu einem Zusammenstoss gekommen, der Schaden könne nicht von ihm sein.
Das Gleiche gab seine Ehefrau zu Protokoll.
Und jetzt? Im März geht es weiter, es gibt eine Stellprobe.
Fortsetzung folgt.
Oje, das klingt sehr nervenaufreibend. Ich wünsche euch, dass es doch noch ein gutes Ende hat.
AntwortenLöschenLG Elke
Wünsche euch viel Kraft und Ausdauer,da sieht man wie schnell etwas passiert und dann tut sich nix mehr. Alles liebe wünscht euch Ilse.
AntwortenLöschenDa wünsche ich gute Nerven! Klingt nicht, als ob das Ganze bald abgeschlossen wäre :-(
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Verena
Oh,wie unangenehm! Ich wünsche euch viel Kraft und dass alles gut geht.
AntwortenLöschenLG
Clarissa
Servus!
AntwortenLöschenOhje, das erinnert mich an das Leid meines Vaters. Eine Dame fuht ihm ins geparkte Auto, der Trafiknat hat es gesehen, also Zeuge. Geld sah er nie, denn die Dame stritt alles ab, Aussage gegen Aussage - Verfahren eingestellt.
Toi, toi, toi, dass wenigstens ihr zu Eurem Recht kommt.
VG Sandra
So etwas ähnliches erlebte ich auch schon. Es hat zwei Jahre und drei Verhandlungen gebraucht, bis ich den Schaden an meinem Auto bezahlt bekam.
AntwortenLöschendas liest sich ja wirklich wie in einem Film. Ich hoffe ihr habt nicht noch lange Ärger der Geschichte. Ich drücke die Daumen dass sich jetzt alles schnell und gut erledigt.
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Oh je!
AntwortenLöschenErinnerungen an längst vergangene Zeiten, über 25 Jahre ist es her, werden wach!
Bei mir ging es um kein Verkehrsdelikt sondern um ganz etwas anderes, wohl aber in ungewöhnlicher Konstellation. Ich war nur mitbeteiligt, völlig unschuldig und meine drei Kinder, eines davon noch im Kinderwagen, ebenso. Aber alle vier erhielten wir einen eingeschriebenen Gerichtsbrief! Auch das Baby! Nicht einen Brief! Vier!....
So mahlen die Mühlen unserer Justiz! Wir erschienen natürlich alle vier schön brav beim Termin!
Ja, so war es Vorschrift! Durchsuchen und Metalldedektoren waren damals noch nicht üblich!... Na, meine Kleinen waren recht offen zu Fremden, die hätten sich schon abtasten lassen, vor allem die ganz Kleine!
An dem Gesicht des Richters war abzulesen, dass er selber über unser Justizpremborium das Kotzen gleich bekäme.
In privater Sprechstunde regelte er mit mir dann die weitere Vorgangsweise und das rechtlich korrekte Prozedere in dieser Sache und meinte wortwörtlich: "Ich kann nur rechtsprechen. Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun."
Aber nach ungewöhnlich langer Zeit für eine eigentliche Bagatelle wurde von ihm ein sehr gutes und weises Urteil gefällt, welches nicht anfechbar war, denn er hatte sehr lang nach einem passenden Präzedenzfall gesucht und ihn auch gefunden...damals wahrscheinlich noch ohne Computer-und Netunterstützung.
Ich danke ihm noch heute! Er macht sichtlich gealtert und ergraut immer noch Dienst in dem selben Bezirksgericht wie damals, welches leider heute von der Schließung bedroht ist...
Was kann man da sagen? Ein dreifach "Hoch" dem Bürokratismus und den lahmen Mühlen der Justiz!
Wünsche euch viel Erfolg und gute Nerven in dieser Sache!
Liebe Grüße
Renate