Die burgenländische Weinidylle erstreckt sich entlang der
ungarischen Grenze, es gibt keinen „Eisernen Vorhang“ mehr, ungehindert und
ungefragt kann der Wanderer, Radfahrer und Automobilist sich hin- und her
bewegen. Das Grenzgebiet ist hüben von Wein-, sonstiger Landwirtschaft und
Tourismus geprägt und drüben sehr ärmlich. Die kleinen burgenländischen Dörfer
sind sauber, die Häuser fein herausgeputzt, die Felder gut bestellt, Obst und
Wein gedeihen prächtig.
Auf abenteuerlichen Feldwegen kann man die Grenze queren,
dies taten wir, bis wir auf einer Lichtung landeten, wo Bienenstöcke
aufgestellt waren – ungarische Bienen!
Es gab nur mehr wenden, da wir kein Geländefahrzeug
besitzen, war der Abenteuerlust Einhalt geboten.
Eine andere Überraschung bot sich, als wir von Ungarn nach
Österreich fuhren – zuerst nahe der Ortschaft Nemesmedves, das ist deutsch
Ginisdorf, die kleinste Siedlung des Komitates Vas, praktisch mitten im Wald,
eine Kriegs-Gedenkstätte
und ein Kopjafa-Park.
Ein richtiger Waldweg führte Richtung Österreich, nur
Mutige erwarten dort auch einen Grenzübergang – und ich zermarterte mir inzwischen den Kopf, was "Traktor" und "abschleppen" auf ungarisch heißen könnte....
Doch siehe da, wo ein Wille ist, ist auch ein verlassenes Grenzwärterhäuschen!
Das ungarische Grenzgebiet hat aber nicht nur Wald- und Feldwege zu bieten, die wir besichtigen wollten, es gibt ein kulturelles Kleinod:
Im
Ort Ják im Komitat Vas (nahe der
burgenländischen Grenze ca. auf Höhe Bildein) besuchten wir
Im
Grundstil romanisch ist der gotische Einfluss schon zu erkennen.
Das
westliche Haupttor besitzt 12 Gewölbepfeiler, über der Wölbung befinden sich
die 12 Apostel, in der Mitte Jesus. Die Türken haben die Köpfe der Apostel
abgeschlagen, diese wurden in der Barockzeit erneuert.
Interessant sind die
Löwenfiguren – links der brüllende Löwe mit Menschenkopf –
An
der Hauptapsis sehen wir ein Sonnenfenster mit 3 Speichen, dies ist das Symbol
der Heiligen Dreifaltigkeit. Die aufgehende Sonne erreichte zuerst das irische
Kreuz und das Fenster. Im Mittelalter baute man alle Kirchen in östliche
Richtung.
Im
Inneren der Kirche finden sich noch originale Freskobruchteile. Unter dem Turm:
Beerdigungsszene, Himmelfahrt, Engel des letzten Urteils.
Im
Hauptschiff: hinter dem neoromanischen Altar befindet sich das originale St.
Georgs Fresko des Namenspatrons der Kirche.
Die
Empore: ursprünglich der Platz des Gründers mit seiner Familie – hinter der
Orgel in die westliche Fassade sind Stühle aus Stein gemeißelt.
Die
Kanzel ist nicht original, ein Werk von János Kopits.
Die
St. Jacobs Kapelle war ursprünglich die Kirche des Dorfes, diese wieder wurde
auf dem Grundriss einer früheren Kirche gebaut. Sie hat einen Kreuz-Grundriss,
ist aus heimischen Ziegelsteinen gebaut, nur die Fenster und Türen sind aus
Stein.
In
der Barockzeit wurde die Kapelle mit einem Holzdach und barocken Fresken
versehen.
Die
Pfarre Ják ist seit 1989 Partnerpfarre der Weinviertler Pfarre Ernstbrunn, die
partnerschaftliche Zusammenarbeit wurde mit gemeinsamen Gottesdiensten und
Speis und Trank – was in Ungarn Bogracs Gulyas bedeutet, gefeiert, wobei sich
erste freundschaftliche Kontakte entwickelten.
Detail am Rande: auch ein Kirchenbesuch kann abenteuerlich sein, im Innenraum war es dunkel, für Beleuchtung gab es einen Münzautomaten, ohne 100-Forint steht man im Dunklen.
Ja, ja, wenn einer ein Reise tut. Sind aber schöne Bilder.
AntwortenLöschenLG Elke
Interessante touristische Ausflug, voll von Nachrichten und schönen Bilder. Man hat so viel Lust dort sofort hinfliegen!
AntwortenLöschenVielen dank!!!!
LG Claudia
Vielen dank für den Bild-Bericht über euren schönen und interessanten Ausflug! Es ist schön, dass man sich ungehindert zwischen den beiden Ländern bewegen kann. Als wir aus Wien nach Györ und Budapest fuhren, wussten wir kaum, dass da eine Grenze zwischen den Ländern war.
AntwortenLöschenLG aus dem zur Zeit regnerischen Finnland
Clarissa
Wunderbar diese Kirche! Erinnerungen an den Kunstgeschichteunterricht werden wach!
AntwortenLöschenDa ich seit einpaar Jahren direkt an der österrichisch-ungarischen Grenze wohne sind für mich der Anblick von alten Grenzhäuschen, verrosteten Stacheldrahthinterlassenschaften, verrotteten Holzpfählen und seltsamen Wällen im Wald ein täglicher Anblick.
Liebe Grüße aus Hammer
Renate
http://www.meinbezirk.at/lockenhaus/magazin/es-war-einmal-der-eiserne-vorhang-d144540.html
AntwortenLöschenhttp://www.meinbezirk.at/lockenhaus/magazin/ausflug-zu-den-siebenbruendeln-d237436.html
Hier könnt ihr von meinen Unternehmungen an und über die Grenze lesen und gucken.
LG
Renate
Liebe Traude, lieber Sigi!
AntwortenLöschenGrenzwanderungen sind sehr interessant und informativ. Euer Bericht gefällt mir sehr gut.
Vielleicht wäre es auch für unsere Kirchen ein finanzieller Vorteil, wenn für die Beleuchtung des Inneren Münzen nötig wären.
Lieben Gruß
Poldi
danke dass ihr uns auf die Grenzwanderungen mitnehmt. Ich bin hier gerne mitgelaufen (-gefahren) - und habe mich sogar über die ungarischen Bienen gefreut ;-)
AntwortenLöschenDas Filmchen fand ich auch sehr schön - und der Chor ging mir richtig ans Herz.
lieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Oft fahre ich ja nicht nach Ungarn und ich vermeide es auch tunlichst, von den "großen" Straßen abzufahren - trotzdem habe ich mir ein kleines Deutsch-Ungarisch Wörterbuch gekauft. Totaler Blödsinn, weil ich die Wörter garantiert falsch aussprechen und mich eh keiner verstehen würde, wenn ich telefonisch Hilfe anfordern müsste *g*
AntwortenLöschenDanke für deinen Bericht, liebe Traude. Bildein steht nämlich auf meinem Ausflugszettel (Neffe schwärmt so davon, weil er da immer zu Rock-Festivalls hinfährt) und dann kann ich auch gleich ein Stückerl weiter über die Grenze nach Ják fahren.
Liebe Traude, ich war auch gerne bei deinem Grenzgang dabei....mit deinen Bildern und Texten bekommt man eine gute Vorstellung wie sich die ehemalige Grenze jetzt zeigt. Die St.Georgskirche ist ein Schmuckstück! All die Ornamente mit der Hand aus Stein gehauen...beeindruckend und wunderschön.
AntwortenLöschenDer Chorgesang passt so schön zum Rundgang durch die Kirche.
Dankeschön, dass wir dich so häufig auf deinen Reisen begleiten dürfen!
Herzliche Grüße, Lollo
Sehr interessant...ein schöner Bericht.
AntwortenLöschenWünsche euch einen schönen Abend,
liebe Grüße Eva
Der beste Reiseführer hätte diesen Bericht nicht schöner und besser gestalten können.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Elisabeth u. Karl
Da ich nicht weiß, wie oft ihr euer Mailkastl leert, hinterlasse ich hier eine Nachricht: Da ist was drin für euch :-)))!
AntwortenLöschenLiebe Grüße und gutes Gelingen!
Verena
Prima Bericht!
AntwortenLöschenUnd lachen musste ich bei der 100.- Forint Beleuchtung für die Kirche.
Aber irgendwie auch verständlich, weil wie will man die Energiekosten als kleine Gemeinde finanzieren?!
Früher gab es Kerzen und der Küster zündelte.
Herzliche Grüße,
G.
Spät aber doch sage ich danke für die lieben Kommentare und wünsche noch eine schöne Woche !
AntwortenLöschenLiebe Grüsse an alle